Praktikertag 2009
Fressen und wiederkäuen
Kuhfütterung – einfach, wirtschaftlich und erfolgreich / Praktikergespräch von Sano in der Agrargenossenschaft Rogäsen
Die Situation vieler Milchviehbetriebe ist angesichts niedriger Erzeugerpreise unvermindert bedrohlich. Da stellt sich immer wieder die Frage: Wo lässt sich Geld einsparen?
Einer der größten Kostenblöcke ist das Futter. Die Grundsätze der modernen Wiederkäuerfütterung waren daher Thema eines Praktikergesprächs in der Agrargenossenschaft Rogäsen (Brandenburg).
Futterspezialist Ludger Eiting von Sano
gab dazu so manchen Tipp. Er informierte über Grundfutterqualität, Rationscontrolling,
Futterverwertung, Kraftfuttereffizienz und über die Gefahren der Körperfettmobilisation „als Mutter aller Erkrankungen“. Im Mittelpunkt seiner Empfehlungen stand die Optimierung der Verdauungsabläufe
im Pansen. Immerhin befinden sich etwa 12 kg TM-Biomasse in dieser Gärkammer der Kuh, die mit Kohlenhydraten und Proteinen „gefüttert“ werden muss. Dabei sollte die Ration für laktierende Kühe sich
mindestens aus 60 % Grundfutter und höchstens 40 % Kraftfutter zusammensetzen, um den pH-Wert im Pansen stabil zu halten. Als Grundsätze der Fütterung nannte Eiting: die Rationen ausgewogen
gestalten,
jede Komponente jeden Tag füttern, alle Komponenten so einmischen,
dass die Kühe sie nicht selektieren können, den Tieren jederzeit Zugang zum Futter und zum Wasser ermöglichen. Abläufe im Pansen synchronisieren Entscheidend für preiswerte Rationen ist
Grundfutter höchster Qualität. So würden von gutem
Grundfutter mit einer Energiekonzentration von 6,5 MJ NEL 14 kg Trockenmasse je Kuh und Tag aufgenommen, also insgesamt 91 MJ NEL. Von schlechterem Grundfutter (5,5 MJ NEL/kg TM) würde die Kuh nur 12
kg TM aufnehmen und damit nur auf
66 MJ NEL je Tag kommen. Die Differenz von 25 MJ NEL bedeute eine Milcheinbuße von 7,6 kg. Um dies auszugleichen, müsste man 3,5 kg Kraftfutter mehr einsetzen,
was neben zusätzlichen Kosten auch gesundheitliche Probleme bei den Tieren verursachen könnte. Auch die Inhaltsstoffe in der Milch könnten rückläufig sein, was wiederum mit Milchgeldeinbußen
verbunden ist. „Schlechtes Grundfutter ist nicht mit mehr Kraftfutter auszugleichen“, so der Fütterungsexperte. Je besser die Grundfutterqualität ist, desto weniger Komponenten müssten zusätzlich
eingesetzt werden. Die Futterkomponenten, die in der Ration eingesetzt werden, müssen auch zueinander passen. So sollte man neben schnellen, mittleren und langsam fließenden
Energiequellen auch die entsprechenden Eiweißträger einsetzen. Hauptenergiekomponente ist Maissilage. Die Energie darin wird nur mittelschnell
bis langsam abgebaut. Zucker, Pressschnitzel und Melasse wirken schnell, Getreide
schnell bis mittel und Maisschrot recht langsam. Wichtigste Eiweißkomponente ist Grassilage, die schnell bis mittelschnell fließt. Rapsschrot wird mittelschnell und Sojaschrot langsam im Pansen
abgebaut, Futterharnstoff (50 g je Kuh und Tag) ist sehr schnell als Stickstoffquelle verfügbar, geschütztes Eiweiß fließt dagegen unverdaut in den Dünndarm. Je besser diese Komponenten
zusammenpassen
und dadurch die Verdauungsabläufe im Pansen synchron verlaufen, desto größer ist
der Effekt. Bei einer guten Grundfutterversorgung reichen 8 kg Kraftfutter für eine Hochleistungskuh pro Tag aus. Dadurch lässt sich einiges an Futterkosten sparen.
Eine wichtige Methode zur Rationskontrolle ist nach Ansicht von Eiting die Kotbeurteilung. So sollte bei Hochleistungskühen der Rest des Kotes an der Stiefelspitze kleben bleiben.
Dann sei genug Zucker in der Ration. Dagegen dürfe von trockenstehenden Kühen der Kot nicht kleben bleiben. Ob die Ration gut verdaut wird, sieht man am Auswaschrest des Kotes. Wenn zu lange
Fasern darin sind, ist die Passagerate zu hoch. Kraftfutter im Kot bedeutet Nährstoffverluste. Wichtig ist auch die Wiederkäuaktivität. Bei den laktierenden Kühen sollten die Wiederkäuschläge
etwa bei 55 pro Bissen liegen. Bei geringerer Zahl würde Azidosegefahr vorliegen
und bei höherer Energiemangel. Hohe Milchleistung pro Lebenstag Eine entscheidende Leistungskennziffer in der Milchviehhaltung ist die Leistung pro Lebenstag. Diese Kennziffer sinkt bei höherem
Erstkalbealter, längerer Zwischentragezeit oder kürzerer
Nutzungsdauer. Anzustreben seien 15 kg Milch je Lebenstag. Eine andere Kennziffer ist
die Kraftfuttereffektivität. So sollte man je Liter Milch nicht mehr als 250 bis 300 g Kraftfutter verbrauchen. In Betrieben, die 30 g mehr benötigen und über eine Milchquote von 4 Mio. kg verfügen,
summiert sich das übers Jahr auf 120 t Kraftfutter,
lautet die Rechnung des Fütterungsexperten. Als weitere Kennziffer nannte Eiting die Futterverwertung (produzierte Milchmenge je Tag dividiert durch die aufgenommene
Trockenmasse). So komme man bei einer Trockenmasseaufnahme von 20 kg und einer Milchleistung von 30 kg auf einen Wert von 1,5. Bei niedrigeren Werten ist die Futterverwertung schlecht, und bei
höheren zehren die Kühe von der Substanz und müssen zu viel Körpermasse mobilisieren, was zulasten ihrer Gesundheit geht. Die
TM-Aufnahme sei daher ebenso zu kontrollieren wie die Milchleistung. Vorteilhaft auf Futteraufnahme und Futterverwertung wirke sich der Einsatz von Lebendhefe aus. Sie verbessere die Pansenaktivität.
Wichtig sei auch eine ausreichende Mineralstoffversorgung. Als Faustzahl nannte der Fütterungsexperte 10 g Mineralfutter
je Liter Milch. Die Spurenelementversorgung könne man selbst kontrollieren. Dazu müsse man einzelne Haare beurteilen. Wenn sich die Wurzel aufspaltet, deute dies auf Zinkmangel hin. Wenn dunkle Haare
an der Wurzel weiß erscheinen, dann handele
es sich um Kupfermangel. Erst ausgewogene Rationen können den Erfolg in der Milchviehhaltung sichern.
Ortmann-Sternberg
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